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BOTTEGA BARONE – Galerie & Creative Hub

Bottega Barone ist eine Galerie und ein Creative Hub. Ein Raum, wo Kunst ausgestellt und erschaffen wird: Freelancer*innen aus der Kreativ- und Kulturwirtschaft arbeiten gemeinsam an Projekten der Kunst, Kultur und Kommunikation, unter dem Motto “art is work, work is art”.

UNO-Flüchtlingshilfe startet Aktion “HEART – 100 artists. 1 mission.”

Eine Kunstlotterie in Zeiten von Corona? Macht das denn überhaupt Sinn in diesen Zeiten, in denen andere Themen wie Mundschutz, Hygiene und finanzielle Hilfen vielleicht für einige Menschen wichtiger sind? Im Interview erinnert uns Peter Ruhenstroth-Bauer von der UNO-Flüchtlingshilfe: Gerade in diesen Zeiten, ist es wichtig, dass wir Themen wie Kunst, Fürsorge und Flüchtlingshilfe nicht aus den Augen verlieren.”

Deutschland und die Welt befinden sich in einem Ausnahmezustand. Gleichzeitig erlebt die Gesellschaft eine Welle der Solidarität: Jüngere kümmern sich um ältere Menschen. Es wird eingekauft und digital Kontakt gehalten, es gibt Online-Lesungen, Konzerte und vieles mehr. Ein wichtiger Moment für die Solidarität untereinander, ein wichtiger Moment, um an diejenigen zu denken, denen es nicht so gut geht. „In einer Situation wie dieser, ist es sehr wichtig, dass wir wichtige Dinge nicht aus den Augen verlieren”, erklärt Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe e.V., dem deutschen Partner des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen (UNHCR).

Aktion „HEART – 100 artists. 1 miss

Das Projekt „HEART – 100 artists. 1 mission.” hat eigentlich bereits vor einem Jahr begonnen. „Da wir keine Kunstexperten sind, haben wir uns von Marlene von Carnap beraten lassen. Die Direktorin der Galerie Michael Werner in London zeigte uns verschiedene Möglichkeiten, die Künstler*innen anzusprechen. Das Feedback war großartig und wahnsinnig motivierend, da neben Newcomern auch bekannte Künstler bei unserer Aktion mitmachen”, so Ruhenstroth-Bauer. „Als wir die Künstler angeschrieben haben, war uns klar, wir können nicht einfach um ein Bild als Spende bitten. Wir wollten den Künstlern etwas bieten und so haben wir uns parallel an Kulturinstitute gewendet, um eine Ausstellung mit den 100 Bildern zu organisieren.” Auch hier war das Feedback überwältigend: Vor der Verlosung werden die 100 Werke im Herbst 2020 jeweils zwei Wochen lang in drei verschiedenen Kunstmuseen ausgestellt: Vom 1. bis 13.09. im Kunstmuseum Bonn, vom 20.10. bis 08.11. in der Hamburger Kunsthalle und vom 18. bis 26.11. in der Berlinischen Galerie – Museum für moderne Kunst.

Unsere Verantwortung wird deutlicher mit und während der Corona-Krise

„Gemeinsam mit den Künstler*innen wollen wir zeigen, dass man gerade in diesen Zeiten Solidarität zeigen muss”, erklärt Ruhenstroth-Bauer. „Wir als Europa müssen Verantwortung übernehmen und nicht die Flüchtlingsaufgaben an die Grenzländer Italien, Griechenland und Spanien delegieren.” Ganz im Gegenteil, die EU müsse die Mittelmeerländer gerade jetzt nicht alleine lassen. Es sei an der Zeit, dass die EU ein Verteilmechanismus starte, sonst kämen immer wieder rechtspopulistische Politiker an die Macht. „In all den Jahren, als beispielsweise Italien immer wieder gestrandete Flüchtlinge aufgenommen hat, in der Hoffnung, von der EU Hilfe zu bekommen, haben wir die Länder alleine gelassen. Und das gilt auch heute mit den Flüchtlingscamps in Griechenland! Noch bevor das Corona-Chaos ausbrach, hat die EU sich bereit erklärt, bis zu 1600 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge anzunehmen und jetzt? Nur Luxemburg hat sein Kontingent aufgenommen!” Gerade in der jetzigen Corona-Krise sei es mehr als zynisch in den Flüchtlingscamps auf Prophylaxe wie Hände waschen und die Einhaltung des Mindestabstandes zu pochen, so Ruhenstroth-Bauer. „Corona bringt nun den Spot auf Dinge, die uns schon lange bekannt sind. Wir kennen die Bilder der Flüchtlingscamps: Wenn dort nun auch Corona dazukommt, ist das nicht nur eine Katastrophe für die Flüchtlinge, sondern auch für die Zivilbevölkerung.”

Kunst als humanistischer Akt oder die Demokratisierung der Kunst

„Wir wollen mit unserer Aktion nicht nur die Bevölkerung auf die katastrophale Lage der Flüchtlinge hinweisen. Wir gehen ein Schritt weiter und demokratisieren die Kunst”, so Ruhenstroth-Bauer. „Wir erhalten Spenden von wohlhabenden Unternehmen Firmen, genauso wie unzählige Spenden von Menschen, die unsere Arbeit jeden Monat mit einem kleineren Betrag von 10 oder 20 Euro unterstützen. Mit einem Loskauf aber haben alle die gleichen Rechte und eine wirklich gute Gewinnchance von 1:250. So kommen sie zu einem Kunstwerk, welches sie sich so vielleicht nicht hätten leisten können”, erklärt er. Neben Newcomern aus der Kunstwelt sind auch bekannte Künstler wie Anselm Kiefer und Wolfgang Niedecken dabei. Das gleiche Prinzip der “Demokratisierung der Kultur” gilt auch für viele andere Veranstaltungen: „Schon 2018 haben wir überlegt, ein Konzert mit Daniel Barenboim zu organisieren und haben die Barenboim-Said Akademie angeschrieben. Das Feedback war großartig! Die kompletten Einkünfte aus dem Konzert am 19. Mai in Berlin werden uns zur Verfügung gestellt.” Auch beim Verkauf der Karten gilt das Motto “Demokratisierung der Kultur”: Statt Einheitskarten für 100 Euro zu verkaufen, gibt es Plätze schon ab 15 Euro. “Es geht uns nicht um die Veranstaltung eines Charity-Luxus-Event, daher haben wir die üblichen, moderaten Preise des Berliner Pierre Boulez Saal übernommen.”

Keine Versteigerung, sondern eine professionelle Kunstlotterie

Seit ihrer Gründung im August 1980 in Bonn setzt sich die UNO-Flüchtlingshilfe als nationaler Partner für die finanzielle Unterstützung der weltweiten, lebensrettenden Einsätze des UNHCR und für Projekte und Initiativen zugunsten Geflüchteter in Deutschland ein. Das Jahr 2020 ist ein rundes Jahr für die UNO Flüchtlingshilfe und das wird – trotz und mit Corona – gebührend gefeiert und vor allem intensiv genutzt, um auf die Situation der weltweit über 70 Millionen Menschen auf der Flucht hinzuweisen. Neben zahlreichen Veranstaltungen gibt es die bereits erwähnte Kunstlotterie, bei der 100 Werke von namhaften Künstlern und Newcomern verlost werden. „Hier geht es nicht um eine ‘Versteigerung für den guten Zweck’, wie man es ja von vielen NGOs kennt. Die UNO-Flüchtlingshilfe hat eine staatliche Lotterieerlaubnis beim Lotteriekollegium, den 16 Innenministern der Länder beantragt. Nach einem rund sechsmonatigen Prozess der Vorbereitung der Antragstellung, des Antrags und der Entscheidung wird nun seit Februar 2020 eine staatlich genehmigte Lotterie durchgeführt. “Deutschlandweit hat es das im NGO-Bereich noch nicht gegeben”, erklärt Peter Ruhenstroth-Bauer. „Wir mussten einiges dazulernen! Aber sehr große Hilfe gab es vonseiten der Aktion Mensch (https://www.aktion-mensch.de/), die ja bereits viel Erfahrung mit Lotterien hat!” Insgesamt 25.000 Lose à 40 Euro gibt es, ausführliche Teilnahmebedingungen unter: www.uno-fluechtlingshilfe.de/kunst.

Mein Dank geht an Peter Ruhenstroth-Bauer, dem Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, und an die Presseabteilung für die gelungene Auswahl der Fotos. (Copyright der Fotos/Logo: UNO-Flüchtlingshilfe)

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