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BOTTEGA BARONE – Galerie & Creative Hub

Bottega Barone ist eine Galerie und ein Creative Hub. Ein Raum, wo Kunst ausgestellt und erschaffen wird: Freelancer*innen aus der Kreativ- und Kulturwirtschaft arbeiten gemeinsam an Projekten der Kunst, Kultur und Kommunikation, unter dem Motto “art is work, work is art”.

Marktkunst, Kuratorenkunst und autonome Kunst

Die Aufspaltung der Kunstszene in Marktkunst, Kuratorenkunst und autonome Kunst ist seit jeher ein Thema und hat auch bei einer Veranstaltung des Berliner Vereins artup/Lok wieder die Gemüter erhitzt. Kunstaufträge von Unternehmen sind für die einen eine unzumutbare Prostitution der KünstlerInnen, für die anderen ist es eine finanzielle Absicherung, um sich den eigenen Projekten ohne Geldsorgen widmen zu können.

Das Thema “Brauchen Unternehmer Kunst?” beim artUp Event des Vereins Lok hat überraschenderweise die Diskussionsteilnehmer und Anwesenden in zwei Lager geteilt. Während Bildberater Holger Quandt, der Prokurist Jörg Bechert (spectrumK GmbH), die Künstlerin Kim Dotty Hachmann und Galerist und Kurator Pierre Wolter (Art Claims Impulse) von ihren meist positiven Erfahrungen gesprochen haben, waren die Reaktionen der anwesenden Teilnehmer aus der Kunst- und Kreativwirtschaftsbranche sehr unterschiedlich.

Unzumutbare Prostitution der Künstker*innen

“Das ist eine unzumutbare Prostitution!”, erklärt eine Unternehmensberaterin, die sich auf das Coaching von Künstlern spezialisiert. Viele Künstler würden sich durch Aufträge eingeengt und in ihrer kreativen Freiheit beschnitten fühlen. Der Auftraggeber würde sich demnach mit seinen speziellen Wünschen auf die Kreativität des Künstlers negativ auswirken. Ganz anders sieht es ein Künstler. Er arbeite in einem Künstlerkollektiv und man nehme gerne Aufträge an, um sich ein sogenanntes Grundgehalt zu sichern. “Ist dann erst mal das Geld auf dem Konto, kann man sich auf eigene Projekte konzentrieren, die vielleicht keinen Gewinn abwerfen!”

“Es scheint so, dass Formen von Kunst, die in Reaktion auf Ansprüche von außerhalb und damit gerade nicht autonom entstehen, mehr Aufmerksamkeit bekommen als Werke, die einfach ‘nur’ Kunst sein wollen”, erklärt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich in einem Interview mit dem Kulturmagazin Perlentaucher vom 11.07.2019. Er unterscheidet – wie auch Bildberater Holgar Quandt – zwischen autonomer Kunst und Marktkunst.

Bevormundung der Kuratoren


“Bei der Marktkunst definieren Galerien, Sammler*innen und Kunsthändler*innen den Raum, in dem etwas Erfolg haben kann”, so Ulrich weiter und er geht einen Schritt weiter: Neben der Kunst für den Markt, der immer neue Rekorde feiert, ist eine sogenannte Kuratorenkunst entstanden. Künstler und Künstlerinnen müssen sich hierbei auf die formalen und thematischen Vorstellungen von Kurator*innen einstellen. “Die Anzahl kuratierter Events wie Biennalen ist sprunghaft gestiegen. Künstler*innen müssen die Spielregeln und Codes – und nicht zuletzt die Kurator*innen selbst – kennen, um zu reüssieren.”

Tendenzen, Themen und Stilrichtungen, die gerade en vogue sind, gab es eigentlich schon immer. Doch Ulrich sieht gerade in den vergangenen Jahren eine Neuformulierung des Begriffs, den man sich von der Kunst und vom Kunstwerk macht: “Die Idee des Werks und erst recht die eines Oeuvres, die über Jahrhunderte hinweg zentral war, verliert heute auffallend an Relevanz. Der Anspruch auf ein Oeuvre – also auf ein Gesamtwerk – setzt ja voraus, dass man das eigene Werk in seiner individuellen Chronologie wahrnimmt, verbunden mit einer Idee von Entwicklung, Fortschritt und temporären Brüchen. Da Kunst jedoch heute so oft als Reaktion auf etwas entsteht, das situativ ist und von außen kommt, ja von Kurator*innen, themenbezogenen Events oder von Ausschreibungen und Jurys beeinflusst ist, verschwindet unmerklich die Idee einer werkspezifischen Entwicklungslogik.”

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